Noch nie gab es in Deutschland so viele Wohlhabende wie heute. Statistiker gehen von 830000 Vermögensmillionären aus, davon alleine 839 Haushalte mit einem Vermögen von mehr als 100 Millionen Dollar.
Die Lebenswelten von Ober- und Unterschicht fallen immer stärker auseinander. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand in Deutschland eine soziale Marktwirtschaft, die auf Ausgleich bedacht war. „Wohlstand für alle“ versprach Wirtschaftsminister Ludwig Erhard.
Doch seit Ende der neunziger Jahre erleben wir auch in Deutschland eine zunehmend sich beschleunigende Polarisierung der Einkommen, von der fast ausschließlich die Reichen profitieren. Eine der zentralen Ursachen dieser Entwicklung ist darin zu sehen, dass Kapitaleinkommen beim Aufbau von Reichtum an Bedeutung gewonnen haben.
Die Floskel, man lasse das Geld für sich arbeiten, ist so verlogen wie richtig zugleich. Verlogen, weil am Ende doch irgendwo Menschen ihre Arbeit verkaufen und richtig, weil Geld heute schneller als je zuvor dorthin drängt, wo Gewinne winken.
Vermögen fließt immer dahin, wo die größten Renditen warten. Arbeit dagegen wird stets dort nachgefragt, wo sie am billigsten ist.
Konsequenz: Die Oberschicht hat sich aus der Abhängigkeit von der Arbeit gelöst und die Unterschicht glaubt nicht mehr daran den Aufstieg zu schaffen. Das untere Viertel der Bevölkerung hat keinerlei Vermögen mehr – oft sogar nur Schulden.
Als die SPD über die Einführung einer Vermögenssteuer nachdachte, kam die Drohung der Eliten reflexhaft: „Dann müssen wir unsere letzten Fabriken und die Firmenzentralen ins Ausland verlagern.“
In Deutschland verdient manche Altenpflegerin nur 1753 Euro brutto im Monat. Eine vierköpfige Familie, die weniger als 1735 Euro im Monat zur Verfügung hat, gilt als arm. Eine Summe, mit der man in Rumänien noch zur Elite zählen würde und in weiten Teilen Afrikas das Zeug zum Stammesfürsten hätte.
Lesen sie den gesamten Artikel im aktuellen SPIEGEL Ausgabe 9/2012 >>Im Reich der Reichen<<
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